Seit 75 Jahren dem Jägernachwuchs verpflichtet
Main-Echo Pressespiegel

Seit 75 Jahren dem Jägernachwuchs verpflichtet

Jubiläum: Jägervereinigung Kahlgrund besteht seit 1949 - Naturschutz inzwischen im Fokus
ALZENAU/KROMBACH  Mit ei­nem Ak­ti­ons­tag zu "Jagd - Na­tur - Brauch­tum" und ei­nem Fe­st­a­bend in der Krom­bach­hal­le hat die Jä­ger­ve­r­ei­ni­gung Kahl­grund (JVK) am Sams­tag in Krom­bach ihr 75-jäh­ri­ges Be­ste­hen ge­fei­ert.

Die Jagd und Jägerei haben eine lange Tradition. Vor Tausenden von Jahren war die Jagd Voraussetzung zum Überleben. Ackerbau und Viehzucht lösten sie in ihrer lebensnotwendigen Funktion ab, die kulturelle Bedeutung blieb jedoch erhalten. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wandelte sich der Blick auf die Jagd: Die Entwicklung der Naturwissenschaften veränderte die Stellung des Menschen zu Natur und Kreatur. Jagdtiere waren nun Lebewesen und Mitgeschöpfe, die ökologische Bedeutung von Wald, Hecken, Feldgehölzen, Rainen und Schilfgürteln rückte in den Fokus der hegenden und pflegenden Jäger.

Nach der Revolution von 1848 wurde das Jagdrecht neugeordnet: Die Jagd war von nun an untrennbar mit dem Grundeigentum verbunden. Durch das preußische Jagdpolizeigesetz aus 1850 wurde es außerdem an eine Mindestfläche gekoppelt und durfte entweder selbst genutzt oder verpachtet werden. Das Reichsjagdgesetz von 1934 wurde nach Ende des Zweiten Weltkriegs von Landesjagdgesetzen abgelöst. Nach dem Zusammenschluss aller Landesjagdverbände im Deutschen Jagdschutz-Verband trat im April 1953 das Bundesjagdgesetz in Kraft.

Zuerst nur mündliche Prüfung

Ungeachtet der bundesweiten Entwicklung hatten die Waidgenossen im Altlandkreis Alzenau bereits 1949 die Jägervereinigung Kahlgrund gegründet und sich besonders die Nachwuchsförderung in ihr Programm geschrieben. Bis Ende der 1960er-Jahre bestand die Jägerprüfung nur aus dem mündlichen Prüfungsteil und dem Kugelschießen, für die anfangs ein Alleinunterrichter den Jagdscheinanwärtern Waffenkunde, Wildtierkunde, Jagdhunde, Jagdrecht und Brauchtum vermittelte.

Ab 1969 fand auf Betreiben des Landesjagdverbandes Bayern eine schriftliche Prüfung zu den vorgenannten Fachbereichen statt, die um Land- und Waldbau, Naturschutz, Wildbrethygiene, Wildschadenverhütung und sichere Handhabung der Jagdwaffen ergänzt wurden. Die erweiterten Fachbereiche bedingten dann auch spezialisierte Ausbilder, die stets mit erfahrenen Jägern aus der Vereinigung rekrutiert werden konnten. Das "Grüne Abitur", wie die Jägerprüfung genannt wird, stellt an die Prüflinge hohe Ansprüche. Durch die gezielte Förderung des Nachwuchses lag die Jägervereinigung Kahlgrund schon immer über den Erfolgsquoten des Landesverbandes Bayern.

Jagdhornbläser-Gruppe sorgt für Musik

1959 gründete die Jägervereinigung eine Jagdhornbläser-Gruppe, die bis heute die gesetzlichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen wie die jährliche Pflichthegeschau, Jagden, Hubertus-Messen oder -Feiern, Vereins- und Mitglieder-Jubiläen musikalisch umrahmt. Seit Jahren wird bei der Jägervereinigung auch das Jagdhundewesen gepflegt, indem Ausbildung und Prüfungen angeboten werden. Derzeit zählt die Jägervereinigung 295 Mitglieder.

Beim Festakt in der Krombachhalle dankte JVK-Vorsitzender Claus Bergmann den Mitgliedern, die für die Organisation verantwortlich zeichneten, und übermittelte Grüße der Ehrenmitglieder Christoph Plagwitz und Wunibald Reinhardt. Die Jagd habe in Kultur und Tradition einen festen Platz, betonte der Vorsitzende, doch stehe heute neben dem jagdlichen Brauchtum vor allem der Naturschutz im Vordergrund, wobei die Kahlgrund-Jäger große Verantwortung für den Erhalt der heimischen Tier- und Pflanzenwelt tragen würden. In einer Zeit des Wandels, in der Klimaveränderungen und die Modernisierung der Landwirtschaft neue Herausforderungen mit sich bringen, seien die Jäger mehr denn je gefragt, in bewährter Zusammenarbeit mit den anderen Interessengruppen, nachhaltige Lösungen zu finden. Bezirkspräsident Enno Piening gratulierte im Namen des bayerischen Jagdverbandes zum Jubiläum und lobte die Vereinigung für ihr mustergültiges Engagement im Jagdwesen.

08.09.2024
mehr unter www.main-echo.de
Schließen Drucken Nach Oben